Der Name eines Papstes ist Programm. So konnte man bereits erahnen, als Jorge Mario Bergoglio 2013 zum neuen Oberhaupt der katholischen Kirche gewählt wurde, dass dieses Pontifikat ganz anders aussehen würde, als das von Benedikt XVI., seines Vorgängers aus Bayern.
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- Zum Nachruf: Der Papst der Armen: Franziskus ist gestorben
- Zur Analyse: Andate Avanti! Wie Papst Franziskus seine Kirche verändert hat
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Papst Franziskus nahm besonders die Menschen in den Blick – diejenigen, die am Rande der Gesellschaft, des öffentlichen Interesses und auch der Kirche stehen. Der Name Franziskus – in Anlehnung an den "Heiligen der Armen" – ist ein Novum in der Kirchengeschichte. Die Chronologie einer außergewöhnlichen Kirchen-Karriere.
Jorge Mario Bergoglio wird in Buenos Aires geboren
- 17. Dezember 1936: Jorge Mario Bergoglio wird in Buenos Aires geboren. Sein Vater war aus Italien eingewandert und arbeitete bei der Bahn.
- 11. März 1958: Nach einem Abschluss als Chemietechniker schließt sich Bergoglio mit 22 Jahren den Jesuiten an.
- 1963: Abschluss eines Philosophiestudiums am Kolleg San José in San Miguel.
- 1967 bis 1970: Studium der Theologie.
- 13. Dezember 1969: Bergoglio wird zum Priester geweiht.
- 31. Juli 1973: Mit gerade einmal 36 Jahren steigt er zum Provinzial der Jesuiten und damit führenden Kopf des Ordens in Argentinien auf.
- 1980 bis 1986: Bergoglio arbeitet als Rektor des Kollegs San José und Pfarrer von San Miguel.
- 1986: Bergoglio verbringt einige Monate in Frankfurt am Main, um an der philosophisch-theologischen Hochschule Sankt Georgen zu promovieren. Seine Dissertation über Romano Guardinis philosophisches Hauptwerk "Der Gegensatz" blieb unvollendet.
- August bis Oktober 1986: Als Besucher eines Deutschkurses am Goethe-Institut lebte er in Rothenburg ob der Tauber.
- 27. Juni 1992: Bergoglio empfängt die Bischofsweihe.
- 28. Februar 1998: Ernennung zum Erzbischof von Buenos Aires.
- 21. Februar 2001: Bergoglio wird Kardinal.
- 19. April 2005: Beim Konklave soll der Argentinier hinter dem späteren Papst Benedikt XVI. die zweitmeisten Stimmen geholt haben.
Kardinal Bergoglio folgt als Papst Franziskus auf Benedikt XVI.
2013
- 13. März: Jorge Mario Bergoglio wird im Alter von 76 Jahren zum Nachfolger des emeritierten Papstes Benedikt XVI. gewählt. Er ist der erste Südamerikaner und der erste Jesuit in diesem Amt.
- 13. April: Mit der Einsetzung einer Kardinalskommission leitet der Papst die Reform der römischen Kurie ein, die er zu einem Hauptanliegen seines Pontifikats erklärt hatte.
- 8. Juli: Bei einem Besuch auf der italienischen Flüchtlingsinsel Lampedusa verurteilt Franziskus die "Gleichgültigkeit" der Welt angesichts des Todes hunderter Flüchtlinge im Mittelmeer.
- 11. Juli: Der Vatikan verschärft mit einer Strafrechtsreform die Verfolgung von Kindesmissbrauch.
- 28. Juli: Der Papst feiert beim Weltjugendtag in Brasilien eine Abschlussmesse mit drei Millionen Gläubigen.
2014
- 24. Februar: Im Kampf gegen finanzielle Ungereimtheiten und Affären im Vatikan gründet der Papst ein eigenes Finanzministerium des Kirchenstaats.
- 22. März: Franziskus beruft eine Expertenkommission zum Schutz vor Kindern vor sexuellen Übergriffen in der katholischen Kirche ein.
- 25. Mai: Bei seiner Nahostreise legt Franziskus einen ungeplanten Zwischenstopp an der israelischen Sperranlage zum Westjordanland ein, wo er einige Minuten lang zum Gebet verweilt. Zwei Wochen später reisen Israels Staatschef Schimon Peres und Palästinenserpräsident Mahmud Abbas auf Einladung des Papstes zu einem Friedensgebet in den Vatikan.
- 5.-19. Oktober: In einer ersten außerordentlichen Weltbischofssynode berät der Papst mit Bischöfen aus aller Welt über den Stellenwert der Familie, wiederverheiratet Geschiedene und homosexuelle Partnerschaften. Die Erwartungen gerade von deutschen Gläubigen sind groß.
- 28.-30. November: Papst Franziskus besucht die Türkei und ruft angesichts des Vormarschs der Dschihadistengruppe Islamischer Staat (IS) zum Dialog der Glaubensgemeinschaften auf. Zugleich forderte er Religionsfreiheit ein.
- 17. Dezember: Kuba und die USA kündigen nach mehr als einem halben Jahrhundert politischer Eiszeit die Aufnahme diplomatischer Beziehungen an. Sowohl die US-Regierung als auch die kubanische Führung ließen übereinstimmend mitteilen, dass der Pontifex bei der Annäherung der verfeindeten Staaten eine große, wenn nicht sogar die zentrale Rolle gespielt habe.
- 22. Dezember: Papst Franziskus findet bei seiner Weihnachtsansprache vor Mitarbeitern deutliche Worte und warnt vor "15 Krankheiten der Kurie". Die Kurie leide dem Papst zufolge unter anderem an folgenden Schwächen: sich unsterblich, immun oder unersetzbar zu fühlen, spirituell und geistig abzustumpfen, sich in Rivalitäten zu verlieren und zu prahlen sowie nach Profit zu streben.
Ein Schwerpunkt seines Pontifikats: Natur- und Klimaschutz
2015
- 12.-19. Januar: Franziskus tritt zu einer Pastoralreise nach Sri Lanka und auf die Philippinen an. Es ist bereits die zweite Ostasienreise von Franziskus, der in dem Kontinent ein großes Zukunftspotenzial für die katholische Kirche sieht.
- 18. Juni: Die Umweltenzyklika "Laudato si" wird veröffentlicht. In dem weltweit beachteten Schreiben entwickelt der Papst auf 222 Seiten eine ganzheitliche Ökologie, die sich nicht nur auf Natur- und Klimaschutz beschränkt, sondern auch das "große Ganze" im Blick hat.
- 5.-12. Juli: Franziskus besucht Bolivien, Ecuador und Paraguay und bittet dabei um Entschuldigung für Vergehen der katholischen Kirche an der indigenen Bevölkerung Südamerikas.
- 25. September: Zum UN-Nachhaltigkeitsgipfel in New York fordert Franziskus vor der UN-Vollversammlung eine gerechtere Machtverteilung in der internationalen Gemeinschaft.
- 4.-25. Oktober: Die Familiensynode, die im Jahr 2014 begann, wird in Rom fortgesetzt. Im Abschlussdokument wird deutlich: Auch wenn der Papst sich mehr Bewegung wünscht, ein nicht vernachlässigbarer Teil der Bischöfe tritt auf die Bremse.
- 8. Dezember: Mit der Öffnung der Heiligen Pforte im Petersdom eröffnet Papst Franziskus ein außerordentliches Heiliges Jahr. Es steht unter dem Motto "Barmherzigkeit", dem Kernanliegen des ersten Papstes aus Lateinamerika.
2016
- 12. Februar: In einer historischen Begegnung trifft Franziskus auf Kuba den russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill. Beide sprechen sich für eine Wiederherstellung der Einheit und Zusammenarbeit angesichts globaler Herausforderungen aus.
- 8. April: Veröffentlichung des nachsynodalen Schreibens "Amoris laetitia", das sich mit Liebe und Familie befasst.
- 4. September: Heiligsprechung von Mutter Teresa von Kalkutta.
- 31. Oktober: Teilnahme an den Feierlichkeiten zum 500. Jahrestag der Reformation in Lund, Schweden.
- 21. November: Veröffentlichung des Apostolischen Schreibens "Misericordia et misera" zum Abschluss des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit.
2017
- 12.-13. Mai: Besuch in Portugal zur Feier des 100. Jahrestages der Marienerscheinungen von Fátima.
- 6.-10. September: Besuch in Kolumbien, um den Friedensprozess nach dem Bürgerkrieg zu unterstützen.
- 19. November: Erster Welttag der Armen, den Franziskus zur Förderung der sozialen Gerechtigkeit einführte.
2018
- 15.-22. Januar: Reise nach Chile und Peru mit Fokus auf die Rechte der Indigenen und den Missbrauchsskandal in der Kirche.
- 25.-26. August: Teilnahme am Weltfamilientreffen in Dublin, das von Debatten über den Missbrauchsskandal überschattet wird.
- 3.-28. Oktober: Einberufung der Jugendsynode, die sich mit den Herausforderungen und der Rolle junger Menschen in der Kirche auseinandersetzt.
Historisches Treffen im Vatikan zum Thema Missbrauch in der Kirche
2019
- 3.-5. Februar: Historisches Treffen mit Großimam Ahmed al-Tayyeb in Abu Dhabi, bei dem das Dokument über die Brüderlichkeit aller Menschen unterzeichnet wird. Es ist die erste Reise eines Papstes auf die Arabische Halbinsel.
- 21.-24. Februar: Vatikan-Gipfeltreffen zum Thema Missbrauch in der Kirche mit Bischöfen aus aller Welt.
- 30.-31. März: Reise nach Marokko, um den interreligiösen Dialog mit dem Islam zu stärken.
- 6.-27. Oktober: Amazonassynode im Vatikan, die Themen wie Umweltzerstörung und die Rolle von Laien in der Kirche behandelt.
2020
- 27. März: Außerordentlicher Segen "Urbi et Orbi" auf dem leeren Petersplatz während der Covid-19-Pandemie.
- 4. Oktober: Veröffentlichung der Enzyklika "Fratelli tutti" über Geschwisterlichkeit und soziale Freundschaft.
2021
- 5.-8. März: Reise in den Irak – erster Besuch eines Papstes in dem Land zur Förderung des interreligiösen Dialogs. 2024 erklärte Franziskus in seiner Autobiografie, dass während seiner Reise zwei Selbstmordanschläge vereitelt worden seien.
- 10. Juni: Franziskus lehnt das Rücktrittsgesuch von Kardinal Reinhard Marx ab.
- 16. Juli: Er erlässt das Motu Proprio Traditionis custodes, das die Feier der Alten Messe (Tridentinische Messe) stark einschränkt.
- 4.-14. Juli: Krankenhausaufenthalt und Operation wegen einer entzündlichen Darmerkrankung.
- 10. Oktober: Beginn des weltweiten Synodalen Prozesses, der bis 2024 lief und sich um die Zukunft der katholischen Kirche drehte. Hauptthemen waren Synodalität, also eine stärkere Beteiligung von Laien an Entscheidungen, Kirchenreformen, Machtstrukturen, die Rolle der Frauen und Umgang mit Missbrauch und kirchliche Lehre.
2022
- 24.-30. Juli: Besuch in Kanada mit Bitte um Vergebung für den Missbrauch indigener Kinder in katholischen Internaten.
- 4. Oktober: Veröffentlichung des Apostolischen Schreibens "Laudate Deum" als Ergänzung zu "Laudato Si" mit dem Fokus auf Klimawandel.
Dekret über die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare
2023
- 7.-16. Juni: Papst Franziskus ist nach einer zweiten Darm-Operation in der Gemelli-Klinik wohlauf. Laut Vatikan fand der rund dreistündige Eingriff unter Vollnarkose und ohne Komplikationen statt. Später sagt der italienische Chirurg Sergio Alfieri, der den Papst bereits im Juli 2021 am Darm operiert hatte, beide Erkrankungen seien gutartig gewesen.
- 4.-29. Oktober: Erste Tagung der Weltsynode zur Synodalität im Vatikan. Seit dem Beginn 2021 fand bereits eine diözesane und eine kontinentale Phase statt.
- 18. Dezember: Veröffentlichung des "Dekrets über die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare" durch das Dikasterium für Glaubenslehre, das Franziskus unterstützt.
2024
- 2.-27. Oktober: Zweite Tagung der Weltsynode zur Synodalität im Vatikan und gleichzeitig deren Abschluss. Papst Franziskus gab die Beschlüsse der Synode unmittelbar nach der Abstimmung zur Veröffentlichung frei und verzichtete darauf, die Voten der Synode – wie bisher üblich – anzunehmen oder zu kommentieren.
- 24. Dezember: Beginn des Heiligen Jahres 2025 unter dem Motto "Pilger der Hoffnung".
2025
- 9. Januar: Die bisher hartnäckigste Bronchitis des Papstes zeigt sich mit akuter Atemnot bei der Neujahrsansprache an das Diplomatische Corps. Sie erstreckt sich danach mit Unterbrechungen über mehr als einen Monat. Immer wieder kann er Reden nicht selbst verlesen.
- 14. Februar: Papst Franziskus wird wegen der andauernden Bronchitis zu Untersuchungen und Behandlungen in die Gemelli-Klinik gebracht. Die Termine der Folgetage werden abgesagt.
- 23. März: Nach mehr als fünf Wochen kann Franziskus das Gemelli-Krankenhaus in Rom verlassen. Den Ärzten zufolge soll er eine zweimonatige Erholungsphase einlegen. Daran hält sich der Papst allerdings nicht, zeigt sich immer wieder bei Gottesdiensten oder empfängt Gäste.
- 20. April: Papst Franziskus spricht am Ostersonntag auf dem Petersplatz trotz angeschlagener Gesundheit den Segen "Urbi et Orbi". Bei der Messe zuvor hatte er sich noch vertreten lassen – ebenso wie an den Feierlichkeiten der Karwoche.
- 21. April: Franziskus stirbt nach Angaben von Kardinal Kevin Farrell am Morgen des Ostermontags um 7.35 Uhr.
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