"Die erfolgreichsten ersten 100 Tage einer Regierung in der Geschichte unseres Landes" – laut Trump ist das das Fazit der etwas mehr als drei Monate, seitdem er wieder im Amt ist. Aber wie steht es wirklich um seine Bilanz? Was hat er erreicht? Was nicht? Ein Überblick.
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Außenpolitik: Zollkrieg und kein Frieden in der Ukraine
Mit seiner Zollpolitik hat er die Börsen weltweit auf Talfahrt geschickt. Viele der Zölle hat er ausgesetzt, aktuell gilt ein pauschaler Zoll von 10 Prozent für ausländische Produkte. China hat er einen Zoll von 145 Prozent auferlegt. Es ist vor allem Trumps Unberechenbarkeit, die die Märkte zittern lässt und für Unsicherheit in der Wirtschaft sorgen – weltweit, aber auch in den USA. Die US-Wirtschaft schrumpfte im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahr.
Besonders beim Ukraine-Krieg ist ein klarer Bruch mit seinem Vorgänger Joe Biden zu sehen. Trump gilt als Moskau-freundlich, hatte im Wahlkampf angekündigt, den Krieg "innerhalb von 24 Stunden" zu beenden. Auch nach 100 Tagen ist er seinem Ziel, ein Ende des Konflikts herbeizuführen, nur wenig nähergekommen.
Trump und seine Regierung sind Russland bereits vor Verhandlungen entgegengekommen: Die Krim werde russisch bleiben und eine Nato-Mitgliedschaft der Ukraine werde es nicht geben. Dann gab es die öffentliche Demütigung vom ukrainischen Präsidenten Selenskyj durch Trump und seinen Vize J.D. Vance im Oval Office. Zuletzt äußerte sich Trump aber wieder kritischer gegenüber Putin.
Trump will Kanada, Panama, Grönland, Gaza
Trump entdeckte zudem den Imperialismus für sich: Den Panama-Kanal will er zurück, Kanada soll der 51. Staat der USA werden, Grönland will er annektieren und der Gaza-Streifen soll unter amerikanische Kontrolle kommen. Vieles davon wurde anfangs als Witz abgetan. Die Häufigkeit, in denen Trump seine Expansionsphantasien vorbringt, hat das womöglich widerlegt.
Innenpolitik: Harter Migrationskurs
Trump hat in seiner zweiten Amtszeit bisher mehr als 140 Dekrete unterzeichnet – in den vergangenen 90 Jahren waren es bei keinem anderen Präsidenten mehr in den ersten 100 Tagen. Viele der Dekrete werden juristisch angefochten, einige wurden bereits einkassiert.
Besonders fokussiert ist Trump auf die Einwanderungspolitik, die Zahl der illegalen Grenzübertritt ist deutlich gesunken. Er rief den Notstand an der Grenze zu Mexiko aus, lässt die Grenzmauer weiter ausbauen und Migranten verstärkt abschieben. Das betrifft illegale Einwanderer, aber auch viele Menschen, die durch Programme von Trumps Vorgängern einen legalen Aufenthaltstitel hatten, der diesen aber nun entzogen wurde. In manchen Fällen wurden Personen unrechtmäßig abgeschoben.
Musk-Behörde schmeißt Leute raus
Abgesehen hat es Trump zudem auf den Staatsapparat. Die lange von seinem Berater Elon Musk geführte DOGE-Behörde setzte radikal den Rotstift bei Behörden an. Besonders hart getroffen hat es das Entwicklungsprogramm USAID, Tausende Mitarbeiter wurden dort entlassen.
Laut Berechnungen der New York Times wurde über 58.000 Regierungsmitarbeitern gekündigt, 76.000 haben Abfindungen akzeptiert und sind gegangen. Weitere rund 150.000 Stellen will die Trump-Regierung einsparen. Auch wenn ein Großteil der US-Amerikaner Einsparungen beim Staatspersonal für richtig hält, hält eine Mehrheit die rigorose Art und Weise für falsch. Zudem hat Trump einen Konflikt gegen die großen Universitäten angefangen und ließ Fördergelder in Milliardenhöhe einfrieren.
Wie wird Trump in den USA gesehen?
Trump setzt vieles um, was er im Wahlkampf versprochen hat. "Hier hält einer Wort dann mit dem, was er angekündigt hat", sagt USA-Expertin Claudia Brühwiler im Bayern2-Interview. Womit Brühwiler aber nicht gerechnet habe, ist das Tempo, mit dem Trump vorgeht. Die Professorin an der Uni St. Gallen sieht bei Trump eine "Exzessivität, mit der er Ziele verfolgt, die eigentlich mehrheitsfähig wären." Aber mit der Art, wie er es tue, verliere er viel Rückhalt.
Das spiegelt sich in den Zahlen wider. Laut einer Umfrage der New York Times sind nur 42 Prozent der US-Amerikaner mit seiner Arbeit zufrieden - historisch niedrig für einen Präsidenten nach den ersten 100 Tagen. Der harte Kern ist ihm treu, aber viele Wähler der Mitte scheinen sich abzuwenden.
Ob Trump in 100 Tagen die USA bereits fundamental verändert hat, da hat Brühwiler ihre Zweifel. "Erstens, weil vieles an Gerichten scheitern wird und zweitens dann auch an seiner mangelnden Disziplin, Dinge wirklich zu Ende zu sehen." Ob es dabei bleibt, ist eine andere Frage. Die ersten 100 Tage sind vorbei – 1.361 sind es noch.
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