Allgemeinmedizin Wie gefährlich ist eine Ohnmacht?
Über 20 Prozent der Menschen in Deutschland werden im Laufe ihres Lebens mindestens einmal ohnmächtig. Meist ist die Ursache harmlos. Eine plötzliche Ohnmacht kann aber auch ein Hinweis auf eine ernstzunehmende Krankheit sein. Allgemeinarzt Dr. Klaus Tiedemann erklärt, wodurch eine plötzliche Ohnmacht ausgelöst werden kann, wann Sie unbedingt einen Arzt aufsuchen sollten und wie Sie am besten vorbeugen.

Bei einer Ohnmacht (Synkope) verlieren die Betroffenen plötzlich das Bewusstsein, weil das Gehirn schlecht durchblutet und dadurch nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird. Meist sind die Ursachen für eine plötzliche Ohnmacht harmlos und die Betroffenen erleiden keinen Schaden, außer Sie stürzen. Bei etwa 10 bis 15 Prozent der Betroffenen steckt jedoch eine ernsthafte Herz-Kreislauf-Erkrankung dahinter.
Ursachen für eine plötzliche Ohnmacht
Verschiedene Ursachen können dafür verantwortlich sein, dass das Gehirn nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird und die Betroffenen deshalb "umkippen". Grundsätzlich wird zwischen kreislaufbedingter und kardialer Ohnmacht unterschieden.
Kreislaufbedingte Ohnmacht:
- zu niedriger Blutdruck
- zu schnelles Aufstehen aus liegender Position, wodurch das Blut vom Gehirn in die Beine sackt
- Bei Stress, heftigem Erschrecken, Schmerzen, Angst oder in emotionalen Ausnahmesituationen kann das vegetative Nervensystem "überreagieren", beispielsweise den Herzschlag verlangsamen oder die Gefäße erweitern, so dass weniger Blut und somit auch weniger Sauerstoff ins Gehirn gelangt.
- Auch starkes Husten, Niesen, Lachen, Schnäuzen oder Pressen beim Toilettengang kann zu einer Überreaktion des Nervensystems führen. Den Druckanstieg interpretieren die Messfühler, die den Blutdruck überwachen, fälschlicherweise als zu hohen Blutdruck und steuern dem mit Erweiterung der Gefäße und Verlangsamung des Herzschlages gegen. Das wiederum führt zu einer Sauerstoffunterversorgung im Gehirn.
- Auch bestimmte Medikamente, beispielsweise Betablocker, Diuretika, ACE-Hemmer oder Beruhigungsmittel können eine Ohnmacht verursachen.
Kardiale Ohnmacht:
Eine gestörte Herzfunktion wie Herzrhythmusstörungen, Herzinsuffizienz oder Herzklappenfehler, kann zu einer sogenannten kardialen Ohnmacht führen. Diese kann lebensbedrohlich sein, da das Herz für mehrere Sekunden oder sogar ganz stehen bleiben kann. Deshalb müssen Bluthochdruck und Erkrankungen des Herzens unbedingt behandelt werden.
Vorboten einer Ohnmacht
Bevor Patienten kreislaufbedingt in Ohnmachten fallen, macht sich das in der Regel durch folgende Symptome bemerkbar:
- Schwindel
- Übelkeit
- Schweißausbrüche
- verschwommenes Sehen
- Flimmern oder Sternchen vor den Augen
- Kribbeln in den Fingerspitzen oder Lippen
Bei Patienten, die aufgrund von Herzerkrankungen ohnmächtig werden, treten vorab meist keine Symptome auf.
Wann zum Arzt?
Sind Sie ohne Vorwarnzeichen ohnmächtig geworden, sollten Sie unbedingt abklären lassen, was die Ursache gewesen sein könnte, denn nicht selten ist das ein Hinweis auf eine Erkrankung des Herzens.
Vorbeugung einer kreislaufbedingten Ohnmacht
- Trinken Sie ausreichend.
- Stärken Sie Ihr Herz- Kreislaufsystem durch regelmäßige Bewegung und Ausdauersport.
- Werden Sie in bestimmten Situationen ohnmächtig, wenn Sie beispielsweise lange stehen müssen, können Stützstrümpfe das Absacken des Blutes in die Beine verhindern und so einer Ohnmacht vorbeugen.
So können Sie eine drohende Ohnmacht abwenden
Haben Sie das Gefühl, ohnmächtig zu werden, können folgende Maßnahmen helfen:
- Legen Sie sich flach auf den Rücken und lagern Sie die Beine hoch.
- Drücken Sie eine halbe Minute lang die Hände aufeinander.
- Früher wurde Riechsalz verwendet, um eine Ohnmacht abzuwenden, denn Riechsalz kann den Sympathikus stimulieren und ein Umkippen verhindern.
Wichtig:
Wenn Sie spüren, dass Sie ohnmächtig werden könnten, setzen oder legen Sie sich unbedingt hin, um Verletzungen durch einen Sturz zu vermeiden.